Wenn Verhaltensmuster zwanghaft sind
Eine Zwangsstörung ist eine schwerwiegende psychische Störung, die sich durch wiederkehrende zwanghafte Gedanken und Handlungen auszeichnet. Von einer Zwangserkrankung sprechen Psychologen, wenn diese einen großen Leidensdruck und eine massive Beeinträchtigung des Alltags zur Folge hat. Die Erkrankung stellt für die betroffenen Patienten eine große Belastung dar, die in der Regel mit einer starken inneren Anspannung verbunden ist. In Deutschland sind circa drei Prozent der Bevölkerung von einer Zwangserkrankung betroffen. Somit zählen sie zu den vierthäufigsten psychischen Störungen. Zwangsstörungen umfassen dabei ein breites Spektrum an Verhaltensauffälligkeiten. Besonders häufig sind Wasch- und Reinigungszwänge sowie Kontrollzwänge zu beobachten. Seltener sind Ordnungs-, Sammel- oder Wiederholungszwänge.
Verheimlichung der Zwänge
Zwanghafte Gedanken lösen unangenehme Gefühle wie Angst, Kontrollverlust oder auch Ekel aus. Zwangshandlungen haben in der Folge das Ziel diese zu verringern und bieten ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, dass jedoch von nur kurzer Dauer ist. Den Betroffenen sind die unsinnigen Verhaltens- und Handlungsweisen in der Regel bewusst. Doch nach meist jahrelangen Krankheitsverläufen sind diese zur sinnlosen Gewohnheit und zum festen Bestandteil des Lebens geworden. Die Scham für das zwanghafte Verhalten ist bei den meisten Menschen stark ausgeprägt, führt hierdurch zur Verheimlichung und zum Aufbau einer Scheinwelt. Beides, das Ausüben des Zwangs und das Aufrechterhalten der Fassade, kostet die Betroffenen sehr viel Zeit, Ideenreichtum und Kraft.
Diagnose
Entscheidender Indikator zur Diagnosestellung sind vorliegende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, die einen deutlichen Leidensdruck bewirken und zu einer Beeinträchtigung des Alltags führen. Im ersten Schritt führen unsere Psychologen daher ein ausführliches Patientengespräch. Dieses kann in Kombination mit speziellen Fragebögen und Tests bereits erste Hinweise zur Zwangserkrankung geben. Manchmal können internistische oder neurologische Erkrankungen Symptome von Zwangserkrankungen verursachen. Zur diagnostischen Routineuntersuchung zählen daher eine Blutuntersuchung, eine Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) und Elektrokardiogramm (EKG). Unter Umständen wird eine MRT des Gehirns durchgeführt, um hirnorganische Ursachen auszuschließen und eine sichere Diagnose gewährleisten zu können. Auch andere psychische Erkrankungen, wie Psychosen und schwere Depressionen können Zwänge verursachen. Auch hierzu müssen die Patienten zum Ausschluss oder zur Bestätigung getestet und befragt werden.