Wenn die eigene Realität eine ganz andere ist
Die Bezeichnung Psychose fasst vielfältige psychische Störungen zusammen, die bei den Betroffenen zu einer veränderten Wahrnehmung und Verarbeitung der Realität führen. Psychologen unterscheiden zwei Formen von Psychosen: primäre Psychosen und sekundäre Psychosen. Bei primären Psychosen ist in der Regel keine Ursache festzustellen. Das häufigste und bekannteste Krankheitsbild einer primären Psychose ist die Schizophrenie. Bei sekundären Psychosen hingegen ist eine Ursache feststellbar. Diese beeinträchtigen entweder direkt oder indirekt das Gehirn der Betroffenen. Hierzu zählen unter anderem organische Erkrankungen wie Hirntumore, Epilepsien, Verletzungen des Gehirns sowie schwerwiegende Stoffwechselstörungen. Aber auch Nebenwirkungen durch Medikamente sowie der Konsum von Drogen und Alkohol können eine sekundäre Psychose nach sich ziehen.
Symptome der Psychosen
Bei beiden Formen leiden die Betroffenen unter Wahnvorstellungen, Halluzinationen und teils massiven Denkstörungen. Die beschriebenen Symptome werden in vielen Fällen von ausgeprägten Ängsten und den sogenannten Ich-Störungen begleitet. Psychosen sind relativ häufig. So erkranken circa drei Prozent der weltweiten Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer Psychose. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Aufgrund von Vorerkrankungen, wie einer Demenz, Depressionen oder auch bipolaren Störungen können Psychosen in jedem Lebensalter entstehen.
Diagnose
Damit die Betroffenen von einer zielgerichteten Therapie profitieren können, wird zu Beginn untersucht, ob eine primäre oder sekundäre Psychose vorliegt. Neben einem ausführlichen und umfassenden Patientengespräch sowie Fragebögen zur Selbst- und Fremdbeurteilung sind in der Regel labormedizinische und körperliche Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Elektrokardiogramm (EKG) und Elektroenzephalografie (EEG) notwendig. Ein Bluttest mit anschließender Labordiagnostik gibt Aufschluss über mögliche Stoffwechselerkrankungen sowie zu einem möglichen Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
Therapie
Eine umfassende Aufklärung der Betroffenen sowie deren Angehörigen ist ein besonders wichtiger Aspekt der Therapie. Denn die Behandlung einer Psychose erfordert viel Kraft, Geduld und bedarf oftmals eines großen therapeutischen Spektrums. Denn die Patienten nehmen ihre Erkrankung während eines psychotischen Schubes nicht wahr und sehen hinter der Therapie oftmals eine mögliche Verschwörung und verweigern daher nicht selten die Zusammenarbeit mit Psychologen und Therapeuten. Die Therapie einer Psychose kann, je nach Ausprägung und Schwergrad, ambulant in unserer Tagesklinik oder in schweren Fällen stationär in unserem Krankenhaus erfolgen. Bei sekundären Psychosen erfolgt eine Therapie der Grunderkrankungen in enger Zusammenarbeit mit unseren Neurologen, Chirurgen und weiterführenden spezialisierten Kooperationspartnern. In manchen Fällen stellt ein Entzug von Alkohol, Medikamenten oder Drogen den ersten Therapieschritt dar, auf dessen Basis erst die Voraussetzung für weitere Behandlungsmethoden geschaffen wird.
Medikamentöse Therapie mit Neuroleptika
Zur medikamentösen Therapie stehen den Psychologen eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung. Die sogenannten Antipsychotika, auch als Neuroleptika bekannt, können Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen lindern, teils sogar ganz beseitigen und sind deshalb in der heutigen Behandlung von Psychosen unverzichtbar. Neuroleptika sind auch besonders gut zur Prophylaxe geeignet und werden hierfür über einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft eingenommen. Da sie jedoch vielfältige Nebenwirkungen verursachen können, sind eine verantwortungsvolle Medikamenteneinstellung sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch einen erfahrenen Spezialisten von besonderer Bedeutung. Eine Empfehlung zur medikamentösen Therapie wird deshalb stets im Einzelfall unter Abwägung von Nutzen und Risiken ausgesprochen und in einem ausführlichen Beratungsgespräch zwischen Arzt, Patient und den Angehörigen abgestimmt. Wichtig zu wissen ist, dass antipsychotische Medikamente nicht zur Abhängigkeit führen und daher auch zur Langzeittherapie geeignet sind.
Psychotherapie bei Psychosen
Psychotherapeutische Methoden und psychosoziale Therapien unterstützen die Betroffenen bei der Überwindung tiefsitzender Ängste und Verunsicherungen, bei der Reduzierung von Reizüberflutungen und tragen somit in einigen Fällen zur Einsicht der vorliegenden Erkrankung bei. Eine bestmögliche Kombination aus medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungsmethoden optimiert nachweislich den Behandlungsverlauf von psychotischen Störungen. Unsere ärztlichen Psychologen verfügen über eine langjährige Expertise in der Behandlung von Psychosen und legen großen Wert auf einen individuell erarbeiteten Therapieplan, der sich an dem Schweregrad der Erkrankung und den damit verbundenen Bedürfnissen der Betroffenen ausrichtet.