„Wir sind ganz nah an den Patienten dran und können uns die nötige Zeit für sie nehmen“
Daniela Dietsch startete 2017 als Praktikantin beim Marien-Hospital Euskirchen. Heute leitet sie die Ergo-, Sport- und Kunsttherapie.
Welcher Weg hat Sie zum Marien-Hospital Euskirchen geführt?
Während meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin habe ich mich 2017 für ein Praktikum beworben. Ich habe mich schon immer für klinische Psychiatrie interessiert und der Standort Euskirchen – nah zu meiner Schule in Köln – war für mich attraktiv. Das tolle Team und das Arbeiten mit den Patienten, das ist es, was mir damals wie heute hier so gut gefällt. Nach meinem Examen bin ich als Ergotherapeutin eingestiegen, zunächst in der Psychiatrie und später in der Schmerztherapie und in der Neurologie. Seit Juni 2022 leite ich das Team der Ergo-, Sport- und Kunsttherapeuten.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich starte morgens meistens auf der neurologischen Station und führe dort je nach Bedarf ein ADL-Training, ein Wasch- und Anzieh-Training, durch. Danach stehen organisatorische Aufgaben wie zum Beispiel die Dienstplanung auf meiner Agenda, bevor ich mit den Kollegen der Neurologie bespreche, welcher Patient welche Therapiemaßnahme bekommt. Außerdem tausche ich mich mit meinem Team aus und ich bin bei Übergaben auf den verschiedenen Stationen dabei. Mein typischer Arbeitstag ist also ein Mix aus Organisation, Leitungsaufgaben und der Arbeit mit den Patienten.
Ergo-, Sport- und Kunsttherapie – ein breites Spektrum. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich konkret?
In jedem Therapiebereich gibt es unterschiedliche Herausforderungen und Zielsetzungen: Ergotherapie in der Psychiatrie zielt darauf ab, Patienten nach einer häufig sehr inaktiven Phase wieder zu aktivieren und Fähigkeiten zur Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten oder neu aufzubauen. In der Schmerztherapie sind Aktivierung, Tagesstrukturierung und Ablenkungsstrategien von großer Bedeutung. In der Neurologie unterstützt Ergotherapie den Weg zurück in einen Alltag mit größtmöglicher Selbstständigkeit.
Bei der Sporttherapie geht es um körperliche Aktivierung, Ausdauer und Kräftigung, um einen gesunden Bezug zum eigenen Körper zu fördern und physische wie psychische Anspannung zu reduzieren. Das ist für einen gesunden Geist sehr wichtig und daher für Patienten der Psychiatrie von großer Bedeutung. In der Kunsttherapie wiederum können die Patienten non-verbal über bildnerisch-künstlerische Prozesse dem inneren Erleben Ausdruck verleihen.
So verschieden die Therapieformen sind, so wichtig ist es in allen drei Bereichen, für die Patienten das richtige Maß an Betätigung zu finden, passende Therapiepläne zu erstellen und neue Impulse zu setzen. Das bedeutet viel Koordination – und viel Gestaltungsraum. Gerade entwickeln wir zum Beispiel für die psychotherapeutische Station ein neues Haushaltstraining. Dabei geht es um alltagsnahe Aktivitäten wie das Schreiben einer Einkaufsliste oder Kochen.
Was fordert Sie heraus und was motiviert Sie in Ihrem Job?
Herausfordernd und zugleich motivierend ist es für mich, den verschiedenen Stationen und Fachbereichen gerecht zu werden. Psychiatrie, Neurologie und Schmerztherapie haben zu Recht sehr unterschiedliche Anforderungen. Und Sporttherapeuten haben andere Visionen als Ergotherapeuten. Hier den Überblick zu bewahren, alles zusammenzubringen und in den richtigen Momenten auch zu trennen, macht mir viel Spaß. Außerdem sind die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt beim Marien-Hospital einfach toll – egal ob in meinem Team oder in interdisziplinären Teams mit Logopäden, Physiotherapeuten, Ärzten und Psychologen.
Was unterscheidet das Arbeiten in einem Krankenhaus von der Arbeit in einer Praxis?
Die Arbeit im Krankenhaus bietet viel mehr Möglichkeiten für die Gestaltung der Therapien. Wir können unsere Arbeit mit den Patienten sehr individuell planen. Hier im Krankenhaus sind wir ganz nah an den Patienten dran und können uns für sie die nötige Zeit nehmen. Trotzdem bleibt Raum für Dokumentationen und Organisatorisches. Der Praxisalltag hingegen ist oft streng getaktet, die Zeit für Dokumentationsarbeiten ist rar und es gibt weniger Gestaltungsmöglichkeiten. Ein weiterer Pluspunkt für das Arbeiten im Krankenhaus: Hier kann man in kurzer Zeit sehr viel Erfahrung in einem Fachbereich aufbauen und sich besser spezialisieren.
Wie nah sind Sie als Führungskraft im Tagesgeschäft an den Patienten?
Sehr nah! Die Leitungsaufgaben nehmen etwa 30 bis 40 Prozent meiner Arbeitszeit ein. Es bleibt also viel Zeit für eigene Patienten – und genau das ist mir sehr wichtig. Ich bin Ergotherapeutin geworden, um mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen. Nur dann kann ich auch als Führungskraft Dinge verstehen, verändern und verbessern.
Welche Soft Skills sind in der Ergo-, Sport- und Kunsttherapie besonders wichtig?
Empathie ist in der Zusammenarbeit mit den Patienten sehr wichtig, ebenso Toleranz und Respekt. Bei uns im Team zählen außerdem die Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie Teamgeist – und Humor darf nicht fehlen. Wir leben im gesamten Hospital ein sehr menschliches Miteinander und kommunizieren auf Augenhöhe – mit dem direkten Kollegen genau wie mit dem Praktikanten, dem Chefarzt oder dem Pflegepersonal.
Worauf legen Sie Wert bei der Führung Ihres Teams?
Auf einen offenen und ehrlichen Austausch. Ich möchte über alles sprechen können – über neue Ideen genau wie über Konflikte und aktuelle Herausforderungen. Außerdem ist mir die Nähe zum Team sehr wichtig. Wir sitzen alle zusammen, ich habe kein eigenes Büro. Nur so kann ich mitbekommen, was mein Team wirklich bewegt.
Welchem Typ Mensch würden Sie das Marien-Hospital Euskirchen als Arbeitgeber empfehlen?
Jemandem, dem das Menschliche ebenso wichtig wie das Miteinander ist. Jemandem, der eine Aufgabe mit Sinn sucht. Gerade in der Therapie – egal, ob Sport-, Kunst- oder Ergotherapie – sieht man, was man tut. Klar, manchmal ist der Weg zum Erfolg lang, aber diesen Prozess mit Patienten zu erleben, ist einfach toll und motivierend.
Und worauf achten Sie bei der Auswahl von neuen Mitarbeitern für Ihr Team?
Ich stelle mir die Frage, ob jemand zum Team passt und sich wohlfühlen würde. Der Druck im Alltag ist manchmal hoch, wir arbeiten in verschiedenen Bereichen, haben anspruchsvolle Patienten – da ist Teamzusammenhalt enorm wichtig. Darüber hinaus müssen die Qualifikationen stimmen. Das heißt nicht, dass es auf schnellstem Weg von der Schule über die Ausbildung ins Berufsleben gehen muss. Hinter einem vermeintlichen Umweg im Lebenslauf stehen oft wertvolle Erfahrungen, die ein Team bereichern.
Vielleicht haben Sie auch einen Tipp für Bewerber?
Mich begeistert, wer sich für die Arbeit mit den Patienten begeistert!