Nur vergesslich oder doch erkrankt?
„Ohne Geist“ - der lateinische Ursprung beschreibt den Zustand der Betroffenen einer Demenz sehr treffend. Erkrankte leiden unter einer fortschreitenden krankheitsbedingten oder erworbenen Beeinträchtigung der Gehirnleistungen. Die häufigste neurodegenerative Demenzform ist mit 70 Prozent die Alzheimer-Demenz. Erworbene Demenzen hingegen können Folgeerkrankungen von chronischen Durchblutungsstörungen des Gehirns (zerebrale Mikroangiopathie, vaskuläre Demenz) sein. Die vaskulären Demenzen stellen mit etwa 20 Prozent die zweithäufigste Gruppe. Weitere Ursachen können andere neurodegenerative Erkrankungen wie fontotemporale Demenzformen, chronische Entzündungen des Nervensystems, Stoffwechselstörungen, Hirntumoren oder auch als Folge eines langjährigen Alkoholmissbrauchs auftreten.
Signale ernst nehmen
Alle Demenzformen haben eine Gemeinsamkeit: die Betroffenen erleiden im Verlauf der Erkrankung einen zunehmenden Verlust ihrer kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Hierdurch treten oftmals deutliche Persönlichkeits- und Verhaltensveränderung auf. Neben der Alzheimer-Krankheit zählen die Vaskuläre Demenz, die Fronttotemporale Demenz und die Lewy-Body-Demenz zu den häufigsten und somit wichtigsten Demenzformen. In den meisten Fällen ist eine Demenzerkrankung nicht heilbar, das Fortschreiten der Erkrankung kann jedoch verzögert und der Verlauf gemildert werden. Umso wichtiger sind eine frühzeitige Diagnose und Therapie. Menschen, die erste Anzeichen einer gesteigerten Vergesslichkeit oder einer verringerten Denkleistung feststellen, sollten daher zeitnah einen Facharzt aufsuchen.
Diagnose der Demenz
Im ersten Schritt erfolgt eine ausführliche Befragung der Betroffen selbst, sowie deren Angehörigen. Dabei werden körperliche und geistige Veränderungen, familiäre Vorbelastungen und vorhandene Medikamentenpläne erfasst. Eine neuropsychologische Diagnostik dient der Untersuchung von kognitiven und emotionalen Funktionen. Sie kann Aufschluss über Auswirkung auf die Persönlichkeit und das Verhalten der Betroffenen geben und umfasst standardisierte Testverfahren sowie Verhaltensbeobachtungen zur Untersuchung der einzelnen Funktionsbereiche. Hierzu zählen beispielsweise Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, visuelle Wahrnehmung, räumliche Störungen, Sprachstörungen sowie emotionale Störungen.
Bildgebende Verfahren
Mithilfe bildgebender Verfahren wie Computertomograhpie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) können Erkrankungen des Nervensystems oder des Gehirns festgestellt werden. Außerdem unterstützen sie, ebenso wie das Elektrokardiogramm (EKG) und die Elektroenzephalographie (EEG), bei der Unterscheidung zwischen primären und sekundären Demenzformen. Eine weitere wichtige Säule stellt die Blutuntersuchung dar. Sie ermöglicht eine gezielte Diagnose einer sekundären Demenz, die beispielsweise durch eine Schilddrüsenerkrankung verursacht wird. In seltenen Fällen dient sie auch zur weiterführenden Labordiagnostik. Diese ist notwendig, wenn die Erkrankung auffallend schnell voranschreitet oder die Patienten besonders jung sind. In diesen Fällen liegt ein wesentliches Augenmerk auf Untersuchungen zum Ausschluss von Krankheitsbildern wie HIV oder Syphilis. Im Gegensatz zu der landläufigen Meinung spielt eine Borreliose bei der Entstehung von Demenzen keine Rolle.
Demenz durch Lumbalpunktion feststellen
Die Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) ist eine etablierte Methode zur Feststellung einer Demenzerkrankung. Der größte Vorteil dieser Untersuchungsmethode ist, dass sich Veränderungen, wie sie bei einer Alzheimer-Krankheit auftreten können, im Liquor wesentlich früher nachweisen lassen als bei bildgebenden Verfahren. Das Nervenwasser, von Medizinern als Liquor bezeichnet, wird durch eine Lumbalpunktion gewonnen. Dabei wird eine feine Nadel zwischen den vierten und fünften Lendenwirbel eingeführt. Eine lokale Betäubung ist in der Regel nicht notwendig, da sie nicht besonders schmerzhaft ist. Es sollten jedoch keine gravierenden Erkrankungen der Wirbelsäule vorliegen.